Ende der Schonzeit

Tagblatt Online, 01. September 2012

Ende der Schonzeit

Betreff: Projekt Europuls in St. Margrethen

In St. Margrethen ist es bald vorbei mit der ländlichen Beschaulichkeit. Sollten sich die erwarteten Zahlen zum Mehrverkehr, wegen Europuls, erfüllen, ziehen dunkle Wolken über unserem Dorf auf. Der Mehrverkehr, infolge Europuls, ist nur die eine Seite. Wäre da nicht noch die Sache mit dem Bahnverkehr, der schon bald mit einem Taktfahrplan aufwartet, dass die Schranke des Bahnübergangs im Ortszentrum pro Stunde fast 45 Minuten geschlossen ist.

Wie schon in vielen anderen Städten wird erst mal gebaut, und später geplant. Es ist davon auszugehen, dass der Strassenverkehr und die Belastung in St. Margrethen in den nächsten Jahren zum Hauptthema werden wird. Aktuelle Zahlen belegen, dass die Zahl an Lastwagenfahrten ständig zunimmt. Das Gleiche gilt für den privaten Verkehr. Nur die Strassen vermehren sich nicht, und sie werden auch nicht für höhere Kapazitäten ausgebaut. Mit dem zusätzlichen Anziehungspunkt Europuls wird es eng werden auf den Strassen in St. Margrethen, und lange Fahrzeugkolonnen werden das tägliche Ortsbild prägen. Ungeduldige Autofahrer werden sich Schleichwege suchen, und sonst relativ ruhige Quartiere werden dann plötzlich mehr Verkehr dulden müssen. Dass dies keine frei erfundene Theorie ist, lässt sich in anderen Dörfern und Städten problemlos überprüfen.

Dass Europuls St. Margrethen auch Vorteile bringt, ist nicht abzustreiten. Auch der Ausbau der Bahnlinien und des Taktfahrplans machen Sinn. Dass aber beides zum gleichen Zeitpunkt hin geschieht, ohne vorher die entsprechende Infrastruktur für den Strassen- und Grenzverkehr bereitzustellen, wird ganz sicher auf Kosten unserer Wohn- und Lebensqualität, der Verkehrssicherheit und des Ortsbildes gehen. Ein Trost bleibt jedoch: Der Name unserer Gemeinde wird von diesem Zeitpunkt an weitherum bekannt werden, wenn es täglich aus dem Radio tönt: Und wieder staut es am Grenzübergang in und um St. Margrethen. Bitte versuchen Sie ihr Glück bei einem der anderen Grenzübergänge.

Marcel Toeltl