Dorf dem Kriminaltourismus geopfert

Tagblatt, 25. April 2013

Nun ist es Realität. St. Margrethen ist nicht nur aktuell an zweiter Stelle (Delikte gemäss Strafgesetzbuch) und erster Stelle (Straftaten gemäss Ausländergesetz) im Jahresbericht der polizeilichen Kriminalstatistik des Kantons St. Gallen 2012 angekommen. Unser Dorf ist auch zur freien Zone für Kriminaltouristen und Verbrecher erklärt worden.

Einerseits sprechen die Zahlen der Kriminalstatistik eine deutliche Sprache, andererseits wurde an der Bürgerversammlung beschlossen, die Kosten für die Sicherheit in der Gemeinde um 30 % zu kürzen. Gleichzeitig wurde nun bekannt, dass der ortseigene Grenzübergang seit kurzem in der Zeit zwischen 0.00 und 5.00 Uhr nicht mehr besetzt ist, was geradezu eine Einladung für Kriminaltouristen und Verbrecher sein dürfte.

Fakt ist, dass die Kantonspolizei infolge (falsch?) verplanter Personal-Ressourcen, Prioritäten und übergeordneten Einsätzen zu wenig in unserem Dorf präsent ist. Und unser Dorfpolizist, mit einer Anstellung von 100 %, wird nicht siebenmal 24 Stunden pro Woche im Einsatz stehen. Dem privaten Bewachungsdienst wurde durch die Kürzung des Gemeindebeitrages um 30 % auch die Präsenzzeit in unserem Dorf entsprechend reduziert.

Unser Dorf wird dadurch nicht sicherer – im Gegenteil! Des Nachts eine offene Grenze, ein Sicherheitsdienst, dem die Flügel gestutzt wurden, und eine Polizei, die sich nicht zu 100 % auf St. Margrethen konzentrieren kann, sind keine guten Vorzeichen. Unsere ortsansässige Polizeistation ist von 8.30 bis 17.00 Uhr besetzt. Danach soll dann die Sicherheit vom Stützpunkt Thal aus für Rheineck bis Rüthi gewährleistet sein.

Kann es sein, dass unser Kanton ein ziemliches Sicherheitsproblem hat? Gemäss Kriminalstatistik ist es jedenfalls so. Und was macht unser Gemeinderat? Wahrscheinlich unter falscher Einschätzung der Tatsachen reduziert er einfach die Ausgaben für die Sicherheit in unserem Dorf, und damit den mühevoll erarbeiteten Ansatz der Dorf-Attraktivität für Zuzüger.

Dass es ein Teil des Gemeinderates nicht allzu ernst nimmt mit seinen Pflichten gegenüber uns Bürgern, zeigt auch die Abwesenheit einer neugewählten FDP-Gemeinderätin an der Bürgervorversammlung und Bürgerversammlung. Skiferien sind eben wichtiger.

Marcel Toeltl

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