Heuchlerischer Tierschutz

Tagblatt, 6. September 2013

Als Tierliebhaber und Tierpsychologe verfolge ich Themen rund um’s Tier aufmerksam. Doch immer wieder bin ich erstaunt wie engstirnig und kurzsichtig gewisse Aktionen seitens gewisser Tierschützer aufgegleist und durchgezogen werden. Manche Auswirkungen werden zum Eigentor, schaden dem Tierschutz und machen ihn unglaubwürdig.

Einen nachhaltigen Schaden werden die Delfinschützer erfahren müssen. Einheimische und ausländische Tierschützer haben unsere Regierung dazu gebracht, das Halten von Delfinen im Connyland zu unterbinden. Zwar sind deren Argumente teilweise nachvollziehbar, – aber auch inkonsistent. Es ist höchst beeindruckend zu sehen, wie Kinderaugen vor Freude funkeln, wenn sie Delfine aus nächster Nähe sehen und allenfalls sogar streicheln dürfen. Auch ich war mal Kind und habe solche Erfahrungen gesammelt. Darum habe ich grosse Sympathien für Delfine. Doch wird diese Möglichkeit der direkten und prägenden Erfahrung unterbunden, wird der Delfin abstrakt und verliert an Wertschätzung. Er wird schlicht zum Fisch degradiert. Und genau hier setzt meine Kritik an. Der Tierschutz läuft nun massiv Gefahr, dass er in Zukunft kein Geld mehr von Spendern erhalten wird. Die Schweiz ist ein finanzielles Paradies für Tierschutzorganisationen. Als Binnenland ist die Haltung von Delfinen für zukünftige Spender wichtig. Verlieren unsere Kinder den emotionalen Bezug zu Delfinen, bleibt das Geld aus. In freier Wildbahn lebende Delfine werden dadurch weiterhin in Fischernetzen zu Tode kommen.

Ein weiteres Versagen des Tierschutzes betrifft das Schächten, ein rituelles Schlachten von Tieren. Dabei werden Tiere mit einem speziellen Messer mit einem einzigen Schnitt quer durch die Halsunterseite, getötet. Mit dem Schächten soll das möglichst rückstandslose Ausbluten des Tieres gewährleistet werden. Das Schächten erfolgt ohne vorgängige Betäubung des Tieres. Dem Tierschutz ist dieses Verfahren bekannt, doch er vermeidet es tunlichst, sich in diesem Thema zu engagieren. Das Tierschutzgesetz verbietet das Schächten. Das leidvolle Sterben dieser Tiere wird geduldet und es gibt von Seiten Tierschutzorganisationen keinen Aufschrei. Da könnte man sich die Finger verbrennen. Lieber dem Thema Delfinverbot zuwenden. Hier kann man nicht verlieren.

Das Profilierungsgehabe mancher Tierschützer, welche Tiere höher stellen als Menschenkinder, lässt aufhorchen. Die Rasse Delfin wird ausgeschafft, doch andersgläubige Zuwanderer, welche ihre religiösen und tierschutzwidrigen Sitten an unseren Tieren praktizieren, werden mit offenen Armen empfangen. Würde der Tierschutz das qualvolle Schächten endlich rigoros angehen, wäre auch den Nutztieren geholfen. Solange der Tierschutz aber solche Missstände zulässt, ist er nicht glaubwürdig. Was nützen Spenden und Engagement für den Schutz von Tiere in fernen Ländern, wenn es unsere nationalen Organisationen nicht mal fertig bringen, den Wolf und Bär in unserem Land zu schützen, und das qualvolle Sterben der Nutztiere zu verhindern?

Marcel Toeltl

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