Passerelle Altfeld

Wie ich an der Bürgerinformation schon gesagt habe, bin ich nicht grundsätzlich gegen die geplante Passerelle und finde eine Lösung dieser Art auch sinnvoll und angebracht. Aber trotzdem sollte man solche Projekte kritisch hinterfragen dürfen. Es gibt nicht immer nur eine Lösung für ein Problem.

Die Präsentation war perfekt vorbereitet und inszeniert. Emotionen wurden angeregt, und Pro und Contra aus Sicht des Gemeinderats gut vermittelt.

Dies funktioniert sicher bei unkritischen Bürgern und Behördenmitgliedern. Aber wenn man bei kritischen Feststellungen und Fragen persönlich vom Gemeindepräsidenten Reto Friedauer denunziert wird, stellen sich immer mehr Fragen ein.

Wieso? Nun, eine perfekte und aalglatte Präsentation sollte hellhörig machen. Wieso z.B sollen wir Bürger 4 Millionen an diese Passerelle zahlen, wenn ständig betont wurde, wie wichtig diese für Stadler ist? Wo bleibt deren Kostenbeteiligung?

Oder wie sieht es mit weitreichenderen Auswirkungen aus, wenn man das Projekt über den Tellerrand hinaus anschaut? Der Blickwinkel von Reto Friedauer galt einzig und allein den Vorteilen. Aber wo es Vorteile hat, hat es auch Nachteile, oder zumindest nachteilige Nebenwirkungen. Doch solche wurde vermieden, sie zu nennen.

Salamitaktik? Plötzlich, oh siehe da, muss noch ein zusätzliches Stockwerk auf dem Bürotrakt realisiert werden. Wäre dies von Anfang an so geplant, respektive kommuniziert gewesen, hätten die Einsprachen wahrscheinlich Erfolg gehabt.

Die Passerelle wird auch im kantonalen Verzeichnis der Velowege aufgenommen. Und ja, es könnte schon zu Zwischenfällen mit Fussgängern und Velofahrern kommen, so die Aussage von Reto Friedauer, nachdem ich das von ihm eingebrachte Argument der Sicherheit in der Unterführung auch auf die Passerelle bezogen habe.

Ich stelle mir einfach sie Situation vor, dass da mehrere Dutzend Personen mit dem Zug ankommen, gemäss Präsentation sicher 300 Personen, welche über die Passerelle zum Stadler Areal gehen, und dann kommt ein Velofahrer im Renndress von der Grenze her auf die Passerelle, welche auch als kantonaler Veloweg deklariert ist. Gibt es Streit und böse Zurufe? Oder wird der Veloweg von da an gemieden?

Wie ein Mitbürger richtig gesagt hat, die Velofahrer nutzen andere Wege. Dies erlebt man auch täglich auf der Strecke Rheineck St. Margrethen, wo Rennvelofahrer statt auf dem Veloweg auf der 80km/h Strasse fahren und den Verkehr massiv behindern.

Somit stellt sich die Frage, muss die teure Passerelle wirklich velotauglich sein? In der Unterführung seien Velofahrer und Zugpassagiere eine gefährliche Kombination. Aber auf der Passerelle, wo man auch nicht ausweichen kann, soll es problemlos möglich sein?

Was geschieht mit den 500 und mehr Autopendlern? Soviele Parkplätze hat Stadler gar nicht zur Verfügung. Es ist aber wirklich sehr toll was Stadler anbietet mit dem Ostwind GA und der Motivation auf den Zug zu wechseln. Das ist vorbildlich und nachahmenswert!

Was aber mit all den Menschen die sinnvollerweise mit dem Auto kommen müssen? Wo stellen die ihr Fahrzeug ab? Wild parken? Irgendwo an der Industriestrasse oder in den Quartierstrassen? Oder gar auf dem hinteren Parkplatz vom Rheinpark?

Auch der Kreisel bei der Autobahn wird mehr Last erhalten, wie auch unser Grenzübergang. Bisher fuhren einige Österreicher und Deutsche bei Gaissau über die Grenze, um zu Stadler nach Altenrhein zu kommen. Nun werden sie unseren Grenzübergang, zusätzlich zum üblichen Pendlerverkehr, nutzen.

Von Rheineck kommend, zu Pendlerzeiten, wird es auch zu Rückstaus bei der Grenzgarage kommen, weil alle von der Hauptstrasse in die Rheinstrasse abbiegen wollen.

Und sollte es mal zu Stosszeiten zu einer Sperrung der Autobahn kommen, herrscht auf unseren Strassen das blanke Chaos. 500 zusätzliche Fahrzeuge innert kurzer Zeit verkraften unsere Hauptachsen nicht.

Wo essen die MA von Stadler wenn sie nicht in der Kantine essen möchten? So eine grosse Auswahl an Restaurants gibt es in unserem Dorf nicht. Also werden solche Mitarbeiter rasch über die Grenze gehen/fahren, um dort preiswerter und gut zu essen.

Es lässt sich kaum von der Hand weisen, dass wir in unserem Dorf wenige bis gar keine Vorteile durch die teure Passerelle erhalten. Was wir aber garantiert haben werden, ist mehr motorisierter Verkehr.

Alle diese Nebenwirkungen, und es gibt sicher noch weitere, wurden ausgeblendet.

Es geht mir mit meinen Ausführungen nicht darum, irgendwie gegen Stadler zu kämpfen, oder grundsätzlich gegen eine Passerelle zu sein. Die Zeiten ändern sich, Orte ändern sich, Situationen ändern sich und Gesellschaften ändern sich. Diesen Umständen muss man irgendwie Rechnung tragen. Persönlich finde ich es auch gut, dass sich Stadler für unser Dorf entschieden hat. Dies ist sicher auch ein Verdienst des Gemeinderates.

Auch eine sinnvolle Lösung zur Erschliessung des Altfeld Areals ist von Nöten. Dass es naheliegend ist, eine Passerelle zu bauen, scheint logisch, gerade aufgrund der örtlichen Gegebenheiten. Aber muss es unbedingt eine solche Luxusvariante sein?

Am Informationsabend wurde einmal mehr klar dass keine anderen Meinungen akzeptiert werden. Schon gar nicht kritische Meinungen. Die Reaktion des Gemeindepräsidenten lies daran keine Zweifel aufkommen. Und genau dies sind meine Befürchtungen in Sachen Einheitsgemeinde. Sollten die Bürger der Einheitsgemeinde zustimmen, werden Mandatsträger von 24 auf 17, und die Kommissionen von 14 auf 10, wie auch die Anzahl Schulräte von 7 auf 5 reduziert. Und dann, geschätzte Mitbürger, haben wir eine Machtkonzentration, dominiert durch die FDP und SP, welche nicht mehr aufzubrechen ist.

Dieser dominante Druck gegen die Demokratie in unserem Dorf wird starken Gegendruck durch die SVP und kritische Bürger erzeugen. Druck erzeugt Gegendruck. Damit werden geplante Vorhaben, welche wenig sinnvoll sind, sehr steinige Wege vor sich haben und lange dauern.

Marcel Toeltl

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